Kraft der Linie: Kunst im Kontext

Ausstellung
KRAFT DER LINIE kunst im kontext

Ausstellung der KUNST INITIATIVE AMSTETTEN
in Kooperation mit der Kulturabteilung der Stadtgemeinde Amstetten
www.kiam.co.at
www.amstetten.at/Ausstellungen

Schloss Ulmerfeld
7. April bis 28. Mai 2017
Vernissage: DI 4. April 2017 I 19:00 Uhr I Rittersaal
Begrüßung: OV Egon Brandl
Eröffnung: Vzbgm.Abg.z.NR Ulrike Königsberger-Ludwig
Künstlerische Leitung: Susanne Schober

Zur Ausstellung spricht die künstlerische Leiterin Dr. Susanne Schober.
Mit einer Tanzperformance von und mit Johann Jascha und einer Tagtool Life Performance
unter der Leitung von Josef Dorninger mit SchülerInnen der HLW Amstetten wird die
Ausstellung Kraft der Linie kunst im kontext ideenreich und kreativ eröffnet.

KünstlerInnen
Heide Aufgewekt, Sabine Bauer, Heiner Brachner, Erwin Brückl, Josef Danner, Edith Edlinger, Roswitha Fröschl, Ludmilla Geiblinger, Christian Gmeiner, Christian Gschöpf, Robert Haider,Johann Jascha, Georg Lebzelter, Evi Leuchtgelb, Alois Lindenbauer, Pius Litzlbauer, Tanja Münichsdorfer, Herbert Petermandl, Susanne Schober, Jochen Sengseis,
Andreas Steiner, Klaudia Stöckl, Inge Zehetner.

Im Mittelpunkt steht die lineare Form. Die Linie ist neben Punkt und Fläche die Grundform visuellen Schaffens. Sie liegt grafischen und malerischen Werken zu Grunde und kann Grundelement fotografischer und plastischer Arbeit sein. Symbolisch kann sie als Grenze oder Verbindung verstanden werden, die in verschiedenen Bereichen des menschlichen Daseins, gesellschaftlich, politisch, sozial, ökologisch und emotional Relevanz hat. Einsatz und Verwendung von der Linie oder den Linien spiegeln die Bandbreite künstlerischen
Schaffens in ihrer Individualität und Ausdruckskraft wieder.

Die Ausstellung präsentiert KünstlerInnen der KUNST INITIATIVE AMSTETTEN und des Vereins r a u m greifend wie eingeladene KünstlerInnen, die sich mit der Idee der Linie intensiv auseinandergesetzt haben: in der Gesellschaft, als Form, als Empfindung, bezüglich Umwelt und Mensch.


In 5 Räumen finden sich 5 Themenbereiche Rund um die Linie 
LINIE:GESELLSCHAFT
LINIE:FORM
LINIE:GEDANKENBILD
LINIE:UMWELT
LINIE:MENSCH

Die Themenkreise werden kommentiert und thematisch zusammengefasst.
Sie werden mit sozialhistorischen und wirtschaftspolitischen Faktoren ergänzt 

Die Ausstellung ist mit einem Kunst- und Kulturvermittlungsprogramm gekoppelt werden. Dies erfolgt in Zusammenarbeit mit der HLW Amstetten, die einen Lehrgang zur Kunst- und Kulturvermittlung gemeinsam mit dem Museumsmanagement NÖ führt.

Art&Motion (Aktivstationen und Workshops)
Young Generation (Beiträge der Jugend auf Augenhöhe)
Art&Talk (Künstlergespräche)


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Raum 1: Linie: Gesellschaft

SYMBOL
POLITISCHES STATEMENT
MACHTMITTEL
EINGRENZEN
AUSGRENZEN

Andreas Steiner Mag.art.
Ich arbeite mit unterschiedlichsten Materialien, Techniken und Themen. Neben meinen dreidimensionalen Arbeiten habe ich 2011 die experimentelle Digitalfotografie für mich entdeckt.
(Arbeiten 1&2). Dabei ersetze ich den Zeichenstift oder Pinsel durch eine Digitalkamera.
Die Bilder vom "Lightmareplanet" entstehen durch gezieltes Bewegen der Kamera. Als Bildelemente dienen mir natürliche (z.B. der Mond) sowie künstliche Lichtouellen (z.B. Kerzenicht)
Die dadurch entstehen Mond- und Lichtmalereien werden am Computer  NICHT nachbearbeitet.

Die dritte Arbeit entstand zur Ausstellung "KUNST MACHT POLITIK" und beschäftigt sich "spielerisch" mit der oft problematischen "Kraftlinie" Staatsgrenze. In diesem Fall diente mir ein Satelitenbild mit einem Abschnitte des Grenzflusses  Rio Grande/Bravo (Amerika/Mexico) als Spielplan für ein "Fuchs und Henne Spiel"  zum Nachdenken.

Arge Einwandaufbruch ist ein Künstlerkollektiv bestehend aus Heide Aufgewekt, Josef Danner und Georg Lebzelter. Ihre kollaborativen Arbeiten sind als work in progress konzipiert, erweiterbar, inhaltlich und räumlich adaptierbar. Arge Einwandaufbruch nutzen Grafik als Labor der Zeichen, als Mittel der Agitation, der gesellschaftspolitischen, provokanten und poetischen Zeichensetzung.
Arge Einwandaufbruch beschäftigen sich mit den komplexen Relationen von Zeichen, Text und Raum, den fließenden Grenzen zwischen Schrift, statischen und bewegten Bildern. Dabei dienen aktuelle, massenmediale Text / Bild Fragmente, Piktogramme und Collagen als Ausgangsmaterial.
HEIDE AUFGEWEKT, geb.1962, studierte in Montreal, Kanada, an der Concordia University
JOSEF DANNER, geb.1955,  Studium der Germanistik, Geschichte und Philosophie in Wien. In den 1980-er Jahren den ‚Jungen Wilden‘ zugeordnet, Drummer der Künstlerband Molto Brutto. Arbeiten des Künstlers sind Teil internationaler öffentlicher und privater Sammlungen.
GEORG LEBZELTER, geb.1966, studierte 1986-90 an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Prof. Melcher, 1992/93 Gaststudium an der Universidad Complutense Madrid, Spanien. Seit 1990 Atelier in Wien, zahlreiche internationale Ausstellungen und –


Christian Gschöpf
Walt Disney war bereits in meinen Kinderjahren wesentlich wichtiger als jeder Literat oder irgendeine mathematische Formel. Die Treffsicherheit in der grafischen Gestaltung und der Wortwitz diverser Cartoons lösten eine Faszination in mir aus, die mich bis heute fesselt.  So blieb ich im Laufe der weiteren Jahre nicht untätig, sondern tat die ersten künstlerischen Schritte: Neben figuralen Motiven entstanden die ersten Witzfiguren. Schnell wurde mir klar, dass die optische Umsetzung lustiger Motive versehen mit einem passenden Wortwitz mehr Interesse auslösten, als das schönste Landschaftsbild. Jedoch baut man kein Haus ohne Fundament, weswegen ich eine künstlerische Ausbildungsstätte suchte, um ganz einfach besser zu werden. Ich suchte und fand 2005 in der Leonardo Kunstakademie Salzburg nicht nur eine überaus kompetente Lehrstelle, sondern ein künstlerisches Zuhause.  Bescheidenheit, wohlwollender Umgang miteinander und die Einsicht, immer Schüler zu sein, sind Indikatoren, die ein solides Fundament für eine persönliche Weiterentwicklung bilden.


Dr. Susanne Schober
Linien sind für mich der Ausgangspunkt jeglichen visuellen Gestaltens, weil ich ein graphischer Typ bin. Die Bedeutung von Linien liegt für mich aber tiefer. Darum habe ich das Thema „Kraft der Linie“ für eine Ausstellung gewählt. Linien durchdringen die Gesellschaft, die Umwelt, den Kopf. So sind Beziehungen Bande die entstehen und vergehen. Sie schließen die Einen ein und die Anderen aus. Verbindungen und Grenzen durchziehen unsere Gesellschaft und Umwelt wie ein Netzwerk nachdem wir uns richten müssen, dass wir aber auch weben und auftrennen. Über die Grenzen in meinem Kopf und in meinen Gefühlen bin ich schon oft gestolpert.
Beschreibung der Werke: (max. 500 Zeichen)
Das Werk besteht aus zwei gemalten Teilen und zeigt Menschen in einem Netz. Aufgebaute und gelöste Beziehungen, grenzen ein und grenzen aus, nötigen uns sich zu verbiegen und zu verändern, bieten Sicherheit und Schutz. Das davor gelegte Liniengebilde spiegelt dies räumlich wieder.
Ich möchte Sie auffordern neue Verbindungen zu schaffen, Bestehendes aufzulösen, ins Netz zu steigen sich zu verbiegen und anzupassen -  Das Licht wirft die von Ihnen veränderte Beziehungen ins Bild.

Herbert Petermandl,
Wirklichkeit künstlerisch zu interpretieren und somit auch die menschliche Perzeption kritisch zu hinterfragen sind Herbert Petermandls große Anliegen. So entstehen Bilder und plastische Objekte, die im figurativen wie auch im abstrakten Stil ausgeführt sind, inhaltlich eine Einheit bilden und sich mit Fragen der Gesellschaft beschäftigen. Petermandls Arbeiten faszinieren durch ihre poetische und erzählerische Kraft und drängen zu Diskurs und Dialog.
Die Linie sieht – Die Linie tastet
Wenn wir die Distanz des Blickes durch Berührung überwinden, stellt sich Nähe ein. Sehen kann zum Tasten werden. Sehen im Sinn von Tasten erfordert Konzentration, Langsamkeit und Aufmerksamkeit. Die Augen beginnen Formen zu berühren, tasten einen Körper ab und nehmen in intensiver Weise wahr. Man stellt sich vor, mit der Spitze des Stifts das Gesehene zu berühren. Dabei zeichnet sich die tastend-sehende Linie, ohne willentliches Zutun ganz von selbst.
Beschreibung der Werke: (max. 500 Zeichen)
Der Strich ist vermutlich die Bezeichnung für ein abgegrenztes Gebiet aus der Wiener Gewerbeordnung der Zeit um 1900. Nach der die, die dieses Gewerbe tätigen, nur innerhalb eines bestimmten Bereiches ihre „auch ehrenwerte Arbeit“ ausüben dürfen
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Raum 2: Linie: Form
GRUNDFORM
ABSOLUTES ELEMENT DER KUNST
CHAOS UND ORDNUNG MUSTER
CODE

Pius Franc. Litzlbauer
„PI ist eine mathematische Konstante, die als Verhältnis des Umfangs eines Kreises zu seinem Durchmesser definiert ist.“, verrät uns die mathematische Definition. Dass es sich um eine irrationale Zahl handelt und sich daher ihre Darstellung in keinem Stellenwertsystem vollständig angeben lässt, veranlasste mich in den letzten Jahren nach bildnerischen Darstellungen zu suchen.
Bei einer ersten Serie von 106 Bildern stellte ich die ersten 10000 Nachkommastellen der Zahl PI folgendermaßen grafisch dar: Für die zehn Ziffern entwickelte ich in jedem Bild einen eigenen grafischen Code, der dann die Dezimalstellen von PI  in einem quadratischen Raster ersetzte. Mit einem Grafikprogramm entstanden am Computer Muster, die niemals zu einem Ornament erstarren, sondern vielmehr ein munteres Eigenleben führen, bei dem Asymmetrien, Verdichtungen und vor allem optische Phänomene des räumlichen Sehens eine Rolle spielen.
Bei den ausgestellten Werken einer neuen Serie, beginnend mit der 10001. Nachkommastelle der Kreiszahl PI, versuche ich die Ziffern durch die Länge, Fläche oder Farbe zu codieren. Flächen und Linien werden dann kreisförmig in einer bestimmten Reihenfolge angeordnet. Dabei verwende ich kein Grafikprogramm mehr, sondern programmiere die Grafik mit der Programmiersprache „Processing“. So werden nicht nur die Ziffern der Nachkommastellen verschlüsselt, sondern das gesamte Bild ist nicht nur als ausgedruckte Pixelgrafik, sondern auch als Algorithmus in einem Quelltext vorhanden.

Brachner Heiner
Ich schätze die Linie für Studien, da sie scharf ist wie ein Seziermesser. Mit ihr lässt sich gut in das Wesen der Natur eindringen, sie studieren. Jeder Fehler wird durch sie unbarmherzig aufgezeigt. Besonders beim Aktstudium. Die Linie als Korrektiv für die eigene künstlerische Arbeit. Die Linie aber auch als hoch abstraktes bildnerisches Ausdrucksmittel mit einer großen Bandbreite von Freiheit.

Die Auswahl ist bewusst auf Studien und Skizzen ausgerichtet.
Der erste Bereich: Aktzeichnungen. Den Bleistift wie ein Skalpell benutzen, die Linien wie Schnitte so setzen, dass die inneren Zusammenhänge zur äußeren Form sichtbar wird und ein “funktionierender” Körper bildnerisch entsteht. 
Der zweite Bereich: Reiseskizzen. Zeichenmaterialien (Linie) als leicht transportierbare Mittel, schnell zur Hand um Situationen einzufangen. Die abstrakte Qualität der Linie lässt noch sehr viel Spielraum zur individuellen Betrachtung.
Der dritte Bereich: Analyse von Wassily Kandinsky über die primären Kräfte der bildnerischen Mittel.

Sabine Bauer-Mayerhofer
„Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.“ (R.M.Rilke, Zitat aus „Der Panther“)
Der Stab, die Stele ist eine „keramische Linie“ an sich.
Die Anordnungen von Stäben schaffen Bilder: Bilder von Ordnungen, chaotische Bilder, Bilder von Linien: Weglinien, Grenzlinien -> Räume entstehen! Dieser Gedanke wird durch den Einsatz von Licht erneut herausgefordert -> Wo nehmen wir nun die Linie als Grenze, als Begrenzung wahr…..

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Raum 3: Linie: Gedankenstrich
SKIZZE/ZEICHNUNG
SPONTANITÄT
GEDANKENSKIZZEN
ABBILD

Inge Zehetner
‚Die Kraft der Linie‘ – Erinnerungen mit Gedankenstrichen und feinen Linien festhalten, Beziehungen und Gefühle sichtbar machen, gemeinsame Bande spüren
In dieser Bilderserie soll die Kraft menschlicher Beziehungen durch die Darstellung feiner Linien, zarter Bande, sichtbar werden. Die Linie dient als Gedankenstrich für Erinnerungen. Das textile Element tritt als Linie auf, die die Wärme und Selbstverständlichkeit dieser Verbindungen zum Ausdruck bringen soll. Die einzelnen Werke beschäftigen sich mit unterschiedlichen Themenkreisen: Beziehungen zwischen Kindern, Eltern, Großeltern, auch die Beziehung zwischen Mensch und Natur wird dargestellt. Die Bilder sollen die Betrachter zum Erspüren dieser Beziehungen einladen und Fragen nach eigenen Kraftlinien und Beziehungen aufwerfen.
Zarte Bande – Stille Cousinen (2017)
Selbstvergessen auf einer Wiese spielend, verbunden durch ein zartes Band, wissend, dass die andere da ist.
Zarte Bande – Stille im Museum (2017)
Von Mama durchs Museum getragen, stillend zur Ruhe gefunden. Ein zartes Band zeigt den kunstvollen Moment zwischen Mutter und Sohn.
Zarte Bande – Von Oma getragen (2017)
Voller Freude und Stolz unterbricht Oma ihre Arbeit, ihre Sorgen um die vielen Kinder und Enkelkinder. Lässt ein Kind ganz ihre Liebe spüren und gibt zarte Bande weiter, die in Erinnerung bleiben.
Zarte Bande – Von Papa getragen (2017)
Auf dem weiten Weg auf Papas Rücken ist sie friedlich eingeschlafen. Beim gleichmäßigen Gang seiner Schritte berührt ihre zarte kleine Hand immer wieder seinen Arm wie ein zartes Band zwischen Tochter und Vater.


Klaudia Stöckl
Linien sind das Gestaltungselement der Zeichnung, aber auch der Zeichen, der Buchstaben, der Schrift. Linien sind etwas sehr Unmittelbares. Sie drücken immer Bewegung der Hand mit einem Stift oder Pinsel aus, und sind auch Ausdruck einer Gemütsbewegung.
Sie geben einem Gefühl, einer Erinnerung, einer Ahnung, einer Eingebung ungeschützt ihren Ausdruck. Linien erinnern auch an die feinen Fäden, die durch Verbindung mit einem Gegenüber, entstehen. Bei meiner Herangehensweise an die Zeichnung, an die Malerei  verbinde  ich mich mit der Landschaft, mit Orten und später im Atelier mit meinen Bildern. Feine Fäden laufen hin und her und finden ihren Ausdruck auf dem Papier, auf der Leinwand. Linien zerteilen oder strukturieren den Bildraum, werden gezogen, eingeritzt, verlieren oder verdichten sich.

Zeichnung stellt für mich das ursprünglichste, echteste, ehrlichste und spontanste Medium dar.
Ich wende dabei alle Zeichenmedien von Kohle/Kreide über Tusche auch in Form von Pinselzeichnungen -  oft gepaart mit Malerei in selbst hergestellten Pigmentfarben  an.
Gesehenes, Empfundenes, Erlebtes klingt nach und formt sich in Farben auf dem Papier, in  der Ruhe und Stille. Scheinbare Gegensätze,  das Zarte und das Wilde, das Helle und das Dunkle, das Intuitive und das Geplante.
In meinen Bildern zeige ich viel von mir, jedes Kunstwerk ist eine Einladung an den Betrachter, die Betrachterin, sich  darauf einzulassen und sich berühren zu lassen. Jeder reagiert anders auf ein Kunstwerk. Der Glücksfall ist ein Moment der Berührung, der Eingebung, der Verbindung.

Robert Haider
Ich beschäftige mich mit dem Prozess des Zeichnens. Dabei möchte ich mich
vom reinen Sehen lenken lassen und mir einen Ort visuell aneignen. Die Arbeit
beginnt nicht erst beim Zeichnen, sie beginnt mit dem Durchwandern der
Landschaft. Die Bildideen kommen von außen und nicht von innen. Durch die
simple Beobachtung werden starke Emotionen ausgelöst.
Es ist für mich immer wieder aufs Neue beeindruckend, wie spannend sich die
simple Beobachtung, und das, was man dabei zeichnerisch wiedergibt,
entwickeln kann.
Dieser visuelle Erregungszustand lässt mich die Zeit und den Raum, der mich
umgibt, völlig vergessen. Ich kippe in eine Welt in der nur ich zu Hause bin, und
ich bin dabei kein bisschen einsam.



mag. ludmilla geiblinger
ausgangspunkt für mein künstlerisches schaffen ist das aufspüren von verborgenen wirklichkeiten.
meine absicht besteht darin, durch sachtes antippen und behutsames differenzeiren diese wirklichkeiten sichtbar zu machen, wobei ich mich bei der umsetzung auf das wesentliche konzentriere und auf jede art von zusätzlicher ausschmückung verzichte.
ich versuche platz zu lassen für begegnung und ergänzung, aus denen wiederum neue qualitäten für die betrachter entstehen können. im vertrauen auf eine resonanz bei diesen strebe ich eine offene kommunikation ohne endgültige botschaft an - bisweilen verdeckt und dennoch offen ...
textile schattenlinien, hergestellt mit flachsfasern, stoffen, kleister und acrylfarben auf holz bezw. leinwand durch nähen, malen und modellieren.
Beschreibung der Werke: (max. 500 Zeichen)

durch den textilen reliefartigen charakter meiner auf mehreren schichten basierenden arbeiten erzeuge ich in kombination mit weiß schattenlinien, die je nach beleuchtung eine veränderung erfahren.


Mag. art. Jochen Sengseis,
,, Die Idee des gegenstandslosen Bildes in meinen Liniengrafiken ist die von Gleichgewicht und Ungleichgewicht , Werden und Vergehen, Bewegung und Stille. In einem mehrdimensionalen Raum der durch die verschiedenen Schichten geboren wird! ‘‘

Wolkenformationen als Landschaften werden durch Linien und Flächen gebaut
Zarte Striche tropfen nach unten, sie verschwinden.
Die Erde dreht sich und wir drehen uns mit.



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Raum 4: Linie: Umwelt
VERBINDUNG
NETZ
ENTWICKLUNG

KONSTRUKTION

Alois Lindenbauer
Je nach Möglichkeiten vor Ort und Auswahl werden die Holzelemente so abgestimmt und eingesetzt, dass sie ihre Bedeutung und Wirksamkeit als Linie aktivieren.
Bezogen auf einen Raum kommt eher die Schichtung, Bündelung, Verdichtung und Summierung einer fiktiven Strecke zum Tragen. Gelagert, gehortet, gebunkert. Oder geschützt.
Dabei reicht die „Linie“ vom Graphischen bis zu Dimensionen von Wegen, Steigen und Strecken, einschließlich der damit verbundenen Bewegungen von offenen Menschen.

Skulpturales Medium bilden dünne, blattartige Holzelemente.
Hunderte dieser Blatt-Elemente wurden bisher über Monate und Jahre betreut, beobachtet, getragen und gelegt. Durch Witterung und Jahreszeiten „erinnert“ sich das Material seiner Wuchsbewegungen, die wieder sichtbar werden. Diese Zeichen bilden eine Umgebung, einen Fundus, eine „Kunst-Herde“. Sie können Träger sein, von punzierten Texten, von Geländebezeichnungen, von farbigen, wissenschaftlichen Codes.
Ob linear aneinander gereit, ob geschichtet verdichtet, bilden diese Blattelemente synchron zum Gehen, zu Wegen, eine spannende Nähe zwischen elementaren tektonischen Bewegungen und Bewegungen der Menschen. Titel:  GEO l i n i e r t
Material: Holz
48 Stk. aus dem Fundus meiner Kunst/Geo- Elemente.
Hier als 195m lange Teilstrecke der 300km langen INSAM - Linie,
einer geotektonischen Blattverschiebung zwischen Innsbruck, Salzburg und Amstetten.
           
 Tanja Münichsdorfer
Lavare – Schichten
Ähnlich wie bei der Maltechnik der Lavur (ital. lavare, ‚wischen‘, ‚waschen‘) Farbe in dünnen Schichten aufgebracht wird, um durchscheinende Farbflächen zu erzeugen, wurde bei der Arbeit WATERFALLS die Technik der digitalen Überlagerung gleich der des Lasierens benutzt, um weiche Übergänge zu schaffen, dabei jedoch Umrisse und Linien der verwendeten historischen Abbildungen noch sichtbar zu lassen.
Die digitale Überlagerung von bis zu 25 Schichten eines ähnlichen Sujets – dem eines Wasserfalls – soll in der Arbeit WATERFALLS nicht nur die klar umrissene, scharfe Linie der historischen Schwarzweiß-Fotografien aufbrechen, sondern sie förmlich auflösen und so Unschärfe wie ‚Verschwommenheit‘ entstehen lassen. Diese Unschärfe soll als Mittel dienen, um eine Erinnerung an ein latentes (Ur-)Bild, das Konstrukt eines Wasserfalls ähnlich der unbewussten, verschwommen-verzerrten Wahrnehmung im Traum aufziehen zu lassen.
Die Wiederholung des verwandten Motivs und die unterschiedliche Transparenz der digitalen Schichten stellt in der Serie zudem ein wichtiges Moment dar: nicht nur um Bilder von imaginären Wasserfällen, sondern auch um neue Wirklichkeiten zu reproduzieren.
Neue Welten? Wie träumen wir?
Die monochromen Bildwelten der WATERFALLS in ihren unterschiedlich-unbunten Graustufen und gelblich-bräunlichen Sepia-Tönen können nicht nur auf die Fotografie des 1. Drittels 20. Jh. verweisen, sondern auch auf das interessante Feld der Wahrnehmung in der Psychologie.

Die Farbfotografie wurde etwa seit den 1930er Jahren kommerziell in der angewandten Fotografie genutzt (Werbe-, Industrie- und Modefotografie), konnte sich in der künstlerischen Fotografie jedoch erst richtig etwa seit den 1970er Jahren etablieren.

Der Artikel „Die Farbe der Träume“ im Tagesspiegel vom 30.10.2008 beleuchtet dieses Thema seitens Wahrnehmung. Bunt oder Grau? Fernsehen und Fotografien verändern unsere Bilder im Kopf! ‚Nach Erkenntnissen einer britischen Psychologin soll die Farbwahrnehmung im Traum davon abhängen, ob man mit dem Schwarz-Weiß-Fernseher oder mit dem Farbfernseher aufgewachsen ist. Eva Murzyn von der Universität Dundee hatte 60 Versuchspersonen – die eine Hälfte unter 25 Jahre, die andere über 55 Jahre alt – nach ihren Träumen und nach dem Typ des Fernsehapparates befragt, der während ihrer Kindheit zu ihrem Alltag gehörte. Das Ergebnis wurde im Fachjournal „Consciousness and Cognition“ veröffentlicht: Die jugendlichen Probanden erklärten, dass bloß ein winziger Bruchteil ihrer Träume – nämlich 4,4 Prozent – schwarz-weiß ausfällt. Bei den über 55-Jährigen hingegen zeigte sich ein auffälliger Unterschied: Die Träume derjenigen, die noch im Grundschulalter Farbfernsehen hatten, waren zu fast 93 Prozent bunt. Von denjenigen hingegen, die in der Ära des Schwarz-Weiß-Fernsehens groß geworden waren, erklärte jeder Vierte, nach wie vor nur in Schwarz-Weiß zu träumen. „Es könnte also eine kritische Periode in der Kindheit geben, in der Filme eine wichtige Rolle dabei spielen, wie unsere Träume aussehen“, sagt die Psychologin. Noch interessanter ist jedoch, dass es Hinweise darauf gab, dass vor Einführung des Fernsehens alle Menschen in Farbe geträumt hatten.“ Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts – nach der Erfindung von Fotografie und Film – kamen Psychologen auf die Idee, Leute danach zu fragen, ob es in ihren Träumen eher grell-bunt oder schwarz-weiß zugeht. Damals lautete die Antwort in den allermeisten Fällen „schwarz-weiß“‘.
(Quelle: www.tagesspiegel.de/wissen/wahrnehmung-die-farbe-der-traeume/1359750.html, Online-Zugriff 25.11.2016)
Statements zum Thema Linie: (max. 500 Zeichen)

Eine Linie ziehen im Kopf…
Die Linie ist Gedanke, so Paul Klee. Sichtbar gemacht & verborgen, die sichtbar macht.
Die Linie die ‚erste bewegliche Tat‘ und damit schöpferisch.
Der Kopf sei rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann, so Francis Picabia.

Die Serie WATERFALLS von 2015 setzt sich zusammen aus 12 Einzelprints/digital Overlays (je 18x13cm); ein gerahmter Satz im Maß 52x25cm umfasst 3 Printdrucke.

Historische Postkarten mit dem Bildmotiv eines Wasserfalls waren Ausgangspunkt der künstlerischen Arbeit WATERFALLS. Verwendet wurden über 20 Postkarten mit fotografischen Abbildungen von Wasserfällen v.a. aus dem 1. Drittel des 20. Jahrhundert – wie zum Beispiel die Wasserfälle von Bad Harzburg/Deutschland und Batumi/Georgien, beide um 1910, Bad Urach, Bernkastel, Jajice, Lüchow, Manderscheid/Wasserfall im Horngraben, Oberer Krimmler, der Romkerwasserfall/Okertal im Harz, Hackefall/Riesengebirge, Suderode im Harz/Wasserfall im Kalten Tal, Wernigerode im Harz/Steinerne Renne, Wasserfall zum „Todten Weib“, Trusetal.



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Raum 5: Linie: Mensch
BEZIEHUNG
REDUKTION

GEFÜHL

Edith Edlinger
Emotionalität und Natur stehen im Vordergrund, Farben und Formen sind ihre Ausdrucksmittel. Sie schafft es vortrefflich, Räumlichkeit, Natur und Geschehnisse der Umwelt in ihre Bilder und Plastiken einzubinden, wobei Natur immer im expressionistischen Sinne steht und bis in die Moderne der Gegenwart weitergeführt wird. Ihre Werke sind geprägt von Emotionen und gewähren dem Betrachter einen kleinen Einblick in ihre eigene Welt der Phantasien, Gefühle und Träume. In ihren Bildern und Plastiken lösen sich Gleichgewicht und Unruhe ab, ergänzen sich Farben und Formen. Sie lotet das Verhältnis Mensch und Natur aus und hält dies dann fest, in einer Art und Weise, die nie aufdringlich wirkt und dennoch anregt.

Werk 1:Schicksalsschläge
Schicksalsschläge im Laufe des Lebens, hilfesuchend schiebt er sein Leben, doch Hilfe wird im nicht gewährt
Werk 2: Trennung
Ein Paar, dass sich nichts mehr zu sagen hat, verschlossen, in der Mitte die Kinder, wohin ? was nun ?
Werk 3: Menschliches Strandgut
Jeden Tag sehen wir in den Medien davon


Christian Gmeiner
Linie auf Papier, zur Abklärung der Innbilder. Schaffung von Klarheit und Bewusstsein für die persönliche Befindlichkeit.
Linie auf Papier, zur Abklärung der Innbilder. Schaffung von Klarheit und Bewusstsein für die persönliche Befindlichkeit.


Roswitha Fröschl

Linien geben Wege vor.
Linien trennen, Linien verbinden, Linien sperren aus.
Linien ziehen Grenzen, Linien unterstreichen, durchstreichen.
Gerade  Linien sind hart und unbarmherzig, gebogene Linien sind weich und formbar.

EVI LEUCHTGELB
Ein Hauptaspekt meiner Arbeit sind Rituale und vor allem unterschiedliche Realitäten,
aber auch vorherrschende Scheinwelten und Mysterien des alltäglichen Lebens künstlerisch zu verwerten und dadurch den fließenden Übergang zwischen beidem aufzuzeigen.
Meine künstlerischen Arbeiten bewegen sich in ihrer formalen Umsetzung zwischen Fotografie/Collage/Überblendung und (interaktiver) Installation. Materialien, Medien und Realitäten überlagern sich oder werden miteinander verknüpft.
Statements zum Thema Linie: (max. 500 Zeichen)
«Wenn ein Punkt Bewegung und Linie wird, so erfordert das Zeit." Gemäß diesem Ausspruch von Paul Klee halte ich es auch in meiner Arbeit mit der Entwicklung einer Persönlichkeit bzw. eines Lebensabschnittes vom Punkt zur fortlaufenden sich verändernden Linie im Laufe eines Lebens

Per Fragebogen befragte ich meine Familie und mich selbst über bewegende, traurige, schöne aber auf jeden Fall lebensverändernde "Wendepunkte" in ihrem/unserem bisherigen Leben seit Geburt an. Diese wurden anschließend ausgewertet und, in Anlehnung der in der Mathematik angewendeten Kurvendiskussion, in Form eines linearen Graphen als ganz persönliche "Lebenslinien" dargestellt.
Mit dieser Arbeit möchte ich hinterfragen, welche Ereignisse vielleicht ganz unterschiedlich erlebt, oder von den anderen gar nicht bemerkt wurden. Gibt es in der Kindheit mehr Überschneidungen im Empfinden oder im Erwachsenenalter, wo jeder wiederum seine eigene Familie aufgebaut hat? Gibt es überhaupt ähnlich Erlebtes oder glauben wir das nur?

WENDEPUNKTE (Arbeitstitel)
Per Fragebogen befragte ich  meine drei Schwestern, meine Eltern und mich selbst über bewegende, spektakuläre, traurige, schöne aber auf jeden Fall lebensverändernde "Wendepunkte" in ihrem/unserem bisherigen Leben seit Geburt an. Wir konnten zwischen einer Skala von -10  -  +10 bzw. unterschiedlichen Begrifflichkeiten, welche die jeweilige Intensität und Wichtigkeit der persönlichen Wendepunkte beschreiben, auswählen und diese in den Fragebogen eintragen. Im Anschluss wurden die Angaben von mir ausgewertet und, in Anlehnung der in der Mathematik angewendeten Kurvendiskussion, in Form eines sogenannten Graphen dargestellt.
"In der Mathematik ist ein Wendepunkt  ein Punkt auf einem Funktionsgraphen, an dem der Graph sein Krümmungsverhalten ändert: Der Graph wechselt hier entweder von einer Rechts- in eine Linkskurve oder umgekehrt.[...] Die Ermittlung von Wendepunkten ist Bestandteil einer Kurvendiskussion."
Die ausgewerteten Angaben über die sehr persönlichen Wendepunkte, mathematisch gesehen eigentlich Höhe- oder auch Tiefpunkte bzw. sogenannte Extremwerte, ergeben  eingetragen in ein Koordinatensystem einen linearen Graphen.
Den Nullpunkt der Kurvendiskussion ersetzt das jeweilige Geburtsjahr der Befragten. Dann werden auf die x, und y Koordinaten die Angaben aus den Fragebogen übertragen und diese ergeben miteinander durch eine fortlaufende Linie verbunden den Graphen – also die ganz persönliche „Lebenslinien“ meiner engsten Familienmitglieder und mir. Sie zeigt unsere Erfahrungen und Empfindungen vom gemeinsamen Aufwachsen bis zum heutigen Dasein als Erwachsene.
Gezeigt werden in der Ausstellung sechs (Foto)-Drucke mit der jeweiligen Lebenslinie einer Person aus meiner Familie, ohne Koordinatensystem, Geburtsjahr oder andere Hinweise auf die konkrete Person. Ein Leuchtkasten mit Fotografien auf Backlitfolie zeigt alle „Graphen“ übereinander collagiert.
Mit dieser Arbeit möchte ich aufzeigen bzw. hinterfragen, ob und wie jedes einzelne Mitglied einer großen Familie gemeinsame Erlebnisse anders empfindet und in seinem Leben einordnet oder verarbeitet. Welche Ereignisse vielleicht ganz unterschiedlich erlebt, oder von den anderen gar nicht bemerkt wurden. Die übereinandergelegten Graphen im Leuchtkasten sollen dies nochmal verdeutlichen. Gibt es in der Kindheit mehr Überschneidungen im Empfinden oder im Erwachsenenalter, wo jeder wiederum seine eigene Familie aufgebaut hat? Gibt es überhaupt ähnlich Erlebtes oder glauben wir das nur?
Ein visualisiertes Bild über die Lebenserfahrungen der einzelnen Mitglieder und gleichzeitig über das gemeinschaftliche Zusammenleben
(Dieses Projekt bzw. dessen zeichnerische Ausführung/Umsetzung ist nur in Anlehnung an die mathematische Kurvendisskusion zu sehen.)




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